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Kolumnen

Wenn der einfache Umstieg auf Next-Gen kompliziert gemacht wird

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Xbox Series X Optimized Badge

Ich halte mich ja eigentlich meist für recht gut informiert, was Neuigkeiten in der Gaming-Branche betrifft und behaupte von mir, stets einen recht guten Überblick über aktuelle Themen und Neuerungen in Sachen Gaming zu haben. Immerhin begleiten mich Videospiele inzwischen schon fast an die 25 Jahre. Was allerdings momentan bezüglich sogenannter Next-Gen-Upgrades von Videospielen für die bevorstehende Konsolengeneration passiert, hat selbst mich erstmal völlig verwirrt.

Microsoft hat sich mit der Einführung der Xbox Series X ein lobenswertes Ziel gesetzt: Den Umstieg auf die neue Konsolengeneration so einfach wie möglich zu gestalten. Abwärtskompatibilität für alle Xbox One Spiele, sowie für alle OG Xbox und Xbox 360 Spiele, die bereits auf der One lauffähig sind. Selbst sämtliche Peripherie wird auf Microsofts kommender Konsole unterstützt – mit Ausnahme von Kinect und Headsets, die SPDIF/Toslink benötigen.

Um den Wechsel von der Xbox One auf die Series X noch einfacher zu gestalten, hat man sich bei Microsoft außerdem dazu entschieden, ein neues Programm einzuführen: Smart Delivery.

Smart Delivery bedeutet, dass ich ein unterstütztes Spiel nur einmal kaufen muss und automatisch das für die jeweilige Xbox (One, One X, Series X) optimierte Spiel erhalte. So kann ich mein auf Disc oder Digital erworbenes Spiel aktuell in bestmöglicher Qualität genießen und profitiere beim Umstieg auf die Series X automatisch von einer Next-Gen-Version mit höherer Auflösung, flüssigerer Framerate und neuen Effekten, wie etwa Raytracing.

Es mag etwas kompliziert klingen, aber die Message, die Microsoft hier vermittelt, ist eigentlich sehr simpel: Spiele immer die beste Version, ohne Aufpreis und egal auf welcher Xbox. Leider hat das System ein entscheidendes Problem: Die Teilnahme am Smart Delivery Programm ist für die Entwickler und Publisher freiwillig.

Während die Spiele der Xbox Game Studios und vieler anderer Entwickler von Smart Delivery Gebrauch machen werden, haben sich einige namhafte Publisher bereits dazu entschlossen, ihr eigenes Ding zu machen, um mir und vielen weiteren Kunden den ein oder anderen zusätzlichen Euro aus der Tasche zu ziehen. Das Resultat: Ein unübersichtlicher und verwirrender Flickenteppich.

Den Anfang machte dabei EA mit der Ankündigung, dass Madden NFL 21 ein sogenanntes “Dual Entitlement” enthält. Kaufe ich die Xbox One (oder PS4) Fassung, so  erhalte ich ein kostenloses Upgrade des Spiels für die kommenden Konsolen. Zuerst hieß es, dass man das Spiel bis spätestens 31. Dezember 2020 kaufen und das Upgrade auf die Next-Gen-Fassung bis spätestens 31. März 2021 durchführen muss. Inzwischen hat man diese Regelung aber zum Glück korrigiert: Man erhält das Upgrade unabhängig vom Kaufzeitpunkt so lange, bis Madden NFL 22 erscheint, womit höchstwahrscheinlich im August oder September 2021 zu rechnen ist.

NBA 2K21

Einen anderen Weg verfolgt Publisher 2K mit NBA 2K21: Ein kostenloses Upgrade auf die Next-Gen-Version ist nur in der 100€ teuren “Mamba Forever” Edition enthalten. Würde ich die Standardversion für die aktuelle Konsolen kaufen, könnte ich das Spiel zwar per Abwärtskompatibilität auf Der Series X oder PS5 spielen, allerdings ohne dabei von der vollen Leistung der Hardware Gebrauch zu machen. Alternativ bietet 2K auch noch eine Next-Gen-Fassung, die mit 70€ zu Buche schlägt, aber auch nur auf den neuen Konsolen funktioniert.

505 Games hat sich ebenfalls eine eigene Upgrade-Strategie ausgedacht: Möchte ich in den Genuss der Next-Gen-Fassung von Remedys Action-Shooter Control kommen, muss ich die Control Ultimate Edition kaufen. Die Ultimate Edition besteht aus dem Hauptspiel und den beiden Erweiterungen “The Foundation” und “AWE”. Käufer der Deluxe Edition oder des Season Passes, welche damit ebenfalls alle Inhalte der Ultimate Edition besitzen, gucken derweil in die Röhre und müssten für eine aufpolierte Version nochmal 40€ hinblättern oder das Spiel per Abwärtskompatibilität spielen – auch hier wieder, ohne die Leistung der Hardware auszuschöpfen. Immerhin macht die Ultimate Edition Gebrauch von Smart Delivery. Warum das aber für die Standardfassung + Season Pass nicht möglich ist, konnte 505 Games trotz Erklärungsversuchen nicht wirklich verdeutlichen.

Natürlich darf auch Call of Duty Black Ops: Cold War nicht unerwähnt bleiben. Activision gestaltet hier eine so komplizierte Upgrade-Strategie, dass ich mir schon fast eine Tabelle erstellt hätte, um es einigermaßen zu verstehen. Hier eine kurze Zusammenfassung:

  • Xbox One Disc: kostet 69,99€, besitzt keine Upgrade-Möglichkeit auf die Xbox Series X Version, läuft auf Xbox Series X per Abwärtskompatibilität
  • Xbox One Digital: kostet 69,99€, kann gegen Aufpreis auf die Xbox Series X Version aktualisiert werden
  • Cross-Gen Bundle Digital: kostet 74,99€, enthält Xbox One und Xbox Series X Version
  • Xbox Series X Disc: 74,99€, enthält Xbox One und Xbox Series X Version

Wem das noch nicht kompliziert genug ist, der kann noch gerne eine Blick auf die PlayStation-Versionen werfen, denn dort lässt sich zum Beispiel die PS4-Disc-Version per Kauf im PS Store auf die PS5 Version aktualisieren, wer sich allerdings die PS5 Disc kauft, kann diese auch nur auf der PS5 spielen.

Call of Duty: Black Ops Cold War

Diese ganze Komplexität hätte vermieden werden können, wenn man den Publishern mehr Vorgaben bezüglich der Upgrade-Programme gemacht hätte. Microsoft hätte es vorschreiben können, dass Smart Delivery verpflichtend für alle Next-Gen-Upgrades sein muss. Vielleicht hätten wir dann man am Ende zwar weniger dieser Upgrades bekommen, müssten aber pro Titel nicht erstmal gefühlt stundenlang recherchieren, um herauszufinden, wie man welche Spiele für die neue Konsole aktualisieren kann. Dank Abwärtskompatibilität kann ich sowieso meine ganzen Spiele mitnehmen, außer eines davon benötigt Kinect.

Ich verstehe natürlich, dass die Entwicklung einer Next-Gen-Version dem Entwickler viel Zeit und Geld kostet und man möchte natürlich entlohnt werden, aber ist – wie zum Beispiel im Falle von Control – das verlorene Vertrauen der Kunden den Aufwand wirklich wert? Sieht man sich den PC-Bereich an, dann gibt es dort dieses Problem überhaupt nicht. Hier haben Spiele mehrere Grafikoptionen und mit entsprechend starker Grafikkarte oder CPU profitiert man automatisch von höheren Auflösungen, Framerates und besseren Effekten, ganz ohne zusätzlichen Aufpreisen für die Spiele.

Wie steht ihr zu dem Thema? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.

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1 Kommentar

1 Kommentar

  1. Pat

    31. August 2020 at 19:26

    Ich musste zweimal lesen um einigermaßen zu kapieren, was da vor sich geht 😂

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