Ex-DOOM-Designer: Don Mattrick stoppte Halo-MMO

Ehemaliger DOOM-Entwickler Sandy Petersen behauptet, dass Don Mattrick Ensemble Studios und das geplante Halo-MMO absichtlich gestoppt habe – angeblich, um seinen eigenen Aktienbonus zu sichern.

Ein früherer Entwickler von DOOM und Ensemble Studios hat eine brisante Behauptung aufgestellt: Laut Sandy Petersen sei das von Ensemble geplante Halo-MMO im Jahr 2008 nicht aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt worden, sondern um den persönlichen Aktienbonus des damaligen Xbox-Chefs Don Mattrick zu sichern. Petersen äußerte diese Anschuldigungen in einem Post auf X (ehemals Twitter).

Ein ambitioniertes Projekt im Halo-Universum

Nach Petersens Darstellung begann Ensemble Studios 2008 mit den Planungen zu einem gewaltigen MMO im Halo-Universum. Das Projekt trug intern den Codenamen „Titan“. Der Schauplatz sollte Zehntausende Jahre vor den Ereignissen der Hauptreihe liegen – also in einer Ära, bevor die Halo-Ringe aktiviert wurden und sämtliches intelligentes Leben in der Galaxie ausgelöscht wurde.

Das Spielkonzept sah eine klare Rollenverteilung vor: Spieler hätten entweder als Forerunner oder als Angehörige der Covenant-Fraktionen agieren können. Auch die Flood wären Teil des Spiels gewesen, allerdings nicht spielbar. Petersen war für die Weltgestaltung und Hintergrundgeschichten verantwortlich, darunter Planetenhistorien, außerirdische Spezies und ihre Heimatwelten.

Er beschreibt, dass bereits umfangreiche Questreihen, Story-Bögen und Fraktionssysteme geplant waren. Das Projekt sollte, so Petersen, „riesig“ werden und einen langfristigen Platz in Microsofts Portfolio einnehmen.

Milliardenpotenzial – und ein abruptes Ende

Petersen zufolge rechneten sowohl Ensemble Studios als auch Microsoft mit einem erwarteten Gesamtertrag von rund 1,1 Milliarden US-Dollar. Der Planungsrahmen sah eine Entwicklungszeit von etwa 3,5 Jahren vor – eine ambitionierte, aber für ein MMO dieser Größenordnung übliche Dauer.

Doch laut Petersens Schilderung war genau diese Zeitspanne entscheidend für das plötzliche Ende des Projekts. Er behauptet, dass Don Mattrick, der damalige Leiter der Xbox-Sparte, seine Bonuszahlungen an die Einnahmen aus Spielen innerhalb eines Drei-Jahres-Zeitraums geknüpft hatte. Da „Titan“ diese Frist überschritten hätte, sei das Spiel für ihn persönlich uninteressant gewesen.

Petersen schreibt, dass Mattrick durch die Entlassung des gesamten Teams die laufenden Studio-Kosten einsparte und gleichzeitig verhinderte, dass sich ein teures Projekt über Jahre auf seine Bilanz auswirkte. „Alles, was er verlor, war ein Studio, das nie weniger als drei Millionen Einheiten pro Spiel verkauft hat“, so Petersen.

Ensemble Studios: Vom Erfolg zu Halo Wars

Ensemble Studios war zu diesem Zeitpunkt eines der renommiertesten Entwicklerteams unter Microsoft. Das Studio war vor allem durch die Age of Empires-Reihe bekannt und galt als Garant für hochwertige Strategiespiele. Kurz vor der Schließung hatte das Team an Halo Wars gearbeitet, dem ersten Strategiespiel im Halo-Universum, das 2009 nach der Auflösung von Ensemble veröffentlicht wurde.

Mit der Auflösung endete eine Ära: Viele ehemalige Entwickler gründeten später eigene Studios, darunter Robot Entertainment und Bonfire Studios, die an Projekten wie Orcs Must Die! oder Hero Academy arbeiteten. Doch „Titan“ verschwand laut Petersen vollständig in der Schublade.

Scharfe Kritik an Don Mattrick

In seinem Beitrag spart Petersen nicht an Kritik an Mattrick. Er bezeichnet ihn als jemanden, der „als EA-Hatchet-Man begann“, also als Manager, der Projekte beendet, um kurzfristige Ziele zu erfüllen. Petersen zeigt sich überzeugt, dass Mattrick mit seiner Entscheidung nicht im Interesse der Microsoft-Aktionäre gehandelt habe. Vielmehr habe er ein langfristig vielversprechendes Projekt geopfert, um seine persönliche Bonusstruktur zu schützen.

Gerüchte und fehlende Bestätigung

Bislang gibt es keine offizielle Stellungnahme von Microsoft oder Don Mattrick zu diesen Vorwürfen. Die Aussagen stammen ausschließlich aus Petersens Social-Media-Beitrag. Da Ensemble Studios bereits seit 2009 nicht mehr existiert, lässt sich die Entwicklungsgeschichte des Halo-MMOs nur noch schwer überprüfen.

Der Name „Titan“ wurde später bei Blizzard Entertainment für ein eigenes MMO-Projekt genutzt, das letztlich nie veröffentlicht wurde – eine interessante, aber vermutlich zufällige Parallele.

Fazit: Eine verlorene Vision im Halo-Universum

Sollten Petersens Aussagen zutreffen, wäre „Titan“ eines der ambitioniertesten Projekte der Xbox-Ära gewesen – ein MMO, das das Halo-Universum deutlich erweitert und Spieler in die Zeit der Forerunner geführt hätte. Stattdessen blieb das Spiel unvollendet und Ensemble Studios wurde geschlossen.

Für Fans bleibt nur die Vorstellung, was hätte sein können: Ein episches Online-Abenteuer in der Frühzeit der Halo-Galaxie, das nie das Licht der Welt erblickte.